Vertrag ohne Extras
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Klappentext
Ihre Firma steht fast vor dem Konkurs, ihr Zuhause droht unter den Hammer zu kommen, und ihre Familie ist völlig ahnungslos – da entschließt sich Kim schweren Herzens, einen sehr außergewöhnlichen Vertrag abzuschließen …
Leseprobe
Prolog
»Ach Kim, jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, wir sind doch hier um uns zu amüsieren, so wie du guckst, wird sich nie ein Kerl hier an den Tisch trauen«, grinste Betsy und knuffte ihre Schwester Kimberly in die Seite.
Genervt verzog Kim das Gesicht.
»Du weißt genau, dass ich nicht gerne in solche Schuppen gehe«, erklärte sie murrend.
»Jetzt komm schon, das ‚Aquarium‘ ist eine Disco und kein Schuppen, und wir waren uns doch einig, dass wir uns heute einen schönen Abend machen wollen.«
»Ja, aber unter einem schönen Abend habe ich mir nicht vorgestellt, dass wir in einer Disco sitzen und du jeden Kerl anbaggerst, der vorbei läuft.«
Kopfschüttelnd stand Betsy auf.
»Dir würde ein bisschen flirten auch ganz gut tun, aber wenn du nicht willst, dann bleib eben hier sitzen und langweile dich, ich gehe jetzt jedenfalls tanzen.«
Betsy ging davon, und Kim sah, wie sie kurz darauf mit einem blonden Kerl über die Tanzfläche hopste.
Sie seufzte leise. Ja, vermutlich hatte Betsy recht, sie sollte sich auch mal wieder ein bisschen Spaß gönnen. Doch seit ihr Vater vor etwas mehr als einem Jahr gestorben war, und sie die Leitung der Firma übernommen hatte, hatte sie andere Dinge im Kopf als Partys und Männer. Eigentlich war sie heute Abend nur Betsy zuliebe mit in diesen Laden hier gegangen, sie hätte lieber ein Glas Wein beim Italiener getrunken.
Morgen musste sie wieder früh in der Firma sein, und ihr war klar, dass Betsy nicht so schnell nach Hause gehen würde, also würde sie sich ebenfalls wohl oder übel hier die Nacht um die Ohren schlagen müssen, und dann morgen garantiert völlig übermüdet ins Büro kommen.
Diese Aussicht gefiel ihr gar nicht, und sie überlegte, ob sie sich nicht ein Taxi bestellen und nach Hause fahren sollte, Betsy würde auch alleine klarkommen.
Noch bevor sie sich richtig dazu entschlossen hatte, kam Betsy zurück an den Tisch, den blonden Kerl im Schlepptau.
»Hey Kim, das ist John – John, meine Freundin Kim«, stellte sie vor und ließ sich auf den Stuhl fallen.
»Warte einen Moment, ich komme gleich wieder, ich hole nur grade meinen Freund Ryan«, sagte John und schob davon.
»Betsy, was soll denn das?«, fragte Kim ungehalten, »Es ist okay, wenn du dich amüsierst, aber jetzt holt er auch noch seinen Freund und ich habe keine Lust mich hier mit den beiden abzugeben.«
»Jetzt sei doch kein Spielverderber«, sagte Betsy bittend, »Ich finde John so süß, und du sollst ja auch nichts tun, was du nicht magst, unterhalte dich eben ein bisschen mit seinem Freund, das ist doch nicht schlimm.«
»Ja, John ist süß, und sein Freund sieht wahrscheinlich aus wie ein Zombie«, grummelte Kim genervt vor sich hin.
In diesem Augenblick war John auch schon wieder zurück, ein dunkelhaariger Mann folgte ihm, offensichtlich auch eher widerwillig.
»Betsy, Kim – das ist mein Freund Ryan«, stellte John vor, und die beiden setzten sich zu ihnen an den Tisch.
»Na wie ein Zombie sieht er ja wohl nicht aus«, flüsterte Betsy Kim kichernd ins Ohr und wandte sich dann wieder John zu.
Kim warf unauffällig einen kurzen Blick auf Ryan und musste Betsy recht geben. Nein, hässlich war er keineswegs, ganz im Gegenteil. Er schien etwas älter zu sein als John, war groß, schlank, und soweit sie das im Dämmerlicht der Disco sehen konnte, auch muskulös. Dunkle, kurz geschnittene Haare, ein markantes Gesicht mit grauen Augen, die allerdings auch alles andere als begeistert drein schauten.
Während Betsy sich angeregt mit John unterhielt, saßen Kim und Ryan schweigend am Tisch.
Irgendwann verschwanden die beiden wieder auf die Tanzfläche, und Kim fühlte sich alles andere als wohl. Sie überlegte, ob sie sich nicht doch unter einem Vorwand verabschieden und nach Hause fahren sollte.
»Ich hasse solche Läden wie den hier, und wenn John nicht mein bester Freund wäre, würde ich ihn auf Schmerzensgeld verklagen«, sagte Ryan auf einmal unvermittelt, und Kim musste lachen.
»Geht mir genauso, Betsy hat mich auch hierher verschleppt.«
Ryan drehte den Kopf und schaute Kim prüfend an, für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke.
»Warum sind wir dann eigentlich noch hier? Wollen wir nicht lieber irgendwo in Ruhe ein Glas Wein trinken? Ich glaube die beiden kommen auch ohne uns zurecht«, schlug er vor.
Kim schluckte, damit hatte sie nicht gerechnet. Was sollte das denn jetzt werden? Wollte er sie etwa abschleppen? Spontan wollte sie nein sagen, doch die Aussicht noch länger hier in der lauten Disco zu sitzen behagte ihr auch nicht, und ein Glas Wein in einer ruhigen Atmosphäre war genau das, wonach sie sich den ganzen Abend gesehnt hatte. Außerdem würden sie in einem Lokal sitzen, und sollte er die Absicht haben zudringlich zu werden, würde sie sich schon zu wehren wissen.
Also nickte sie zögernd.
»Dann komm, nichts wie weg hier«, forderte er sie auf, nahm ihre Hand und zog sie durch die tanzende Menge zum Ausgang.
Wenig später saßen sie ein paar Straßen weiter in einem kleinen italienischen Bistro und genossen die Ruhe und den köstlichen Wein.
Ryan war nett und charmant, benahm sich zuvorkommend, und Kim fühlte sich in seiner Gegenwart mehr als wohl, sodass sie langsam begann, sich zu entspannen.
Locker plauderten sie über alles Mögliche und vergaßen völlig die Zeit, bis der Wirt irgendwann an ihrem Tisch erschien und ihnen bedauernd erklärte, dass er nun leider schließen müsse.
»Oh Gott, ist es wirklich schon so spät?«, sagte Kim entgeistert. »Ich muss schnellstens nach Hause, ich muss morgen früh raus.«
Sie verließen das Lokal und wie selbstverständlich begleitete Ryan sie noch die paar Straßen bis nach Hause.
»Gut, dann danke für den schönen Abend und fürs Begleiten«, sagte Kim verlegen, als sie vor ihrer Haustür standen.
»Es war wirklich ein schöner Abend, zumindest der letzte Teil«, lächelte Ryan und trat ein Stück näher an Kim heran.
»Sehen wir uns wieder?«, fragte er leise und schaute ihr in die Augen.
Kim hielt den Atem an, sein Blick ließ ihr Herz schneller klopfen, und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte sie sich, er würde sie küssen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kam er auf einmal noch näher und beugte sich zu ihr herunter. Seine Lippen legten sich sanft auf ihren Mund, sie spürte seine Nähe, konnte den Duft seines Aftershaves wahrnehmen, und irgendwie fühlte es sich so verdammt gut an, dass sie mit weichen Knien begann, seinen Kuss zu erwidern. Ryan zog sie an sich, küsste sie immer leidenschaftlicher, und sie schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Doch im selben Augenblick wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie diesen Kerl gerade mal ein paar Stunden kannte, dass er vermutlich sowieso nur in der Disco gewesen war, um eine Frau aufzureißen, und nun wohl dachte, er käme bei ihr ans Ziel.
Abrupt und energisch schob sie ihn von sich.
»Tut mir leid, aber so läuft das nicht, dafür wirst du dir wohl eine andere suchen müssen«, sagte sie bestimmt, »Und nein – nein, wir werden uns nicht wiedersehen.«
Kim ignorierte seinen enttäuschten Blick, warf ihm noch ein hastiges »Tschüss« hin und verschwand fluchtartig im Haus.
…


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Coverdesign: Marina Schuster