Im Netz der Lügen

Kostenloses eBook

Klappentext

Die Arbeit in ihrem kleinen Hotel wächst ihnen allmählich über den Kopf, also stellen Cassy und Laura kurzerhand gegen Kost und Logis einen Hausmeister ein. Es dauert nicht lange, bis Cassy sich in den gutaussehenden Mann verliebt – ohne zu ahnen, wer er wirklich ist …

Weitere Bücher aus dieser Reihe

Leseprobe

Prolog

Mit einem lauten Scheppern fiel die schwere Gittertür hinter ihm ins Schloss. Er machte ein paar unsichere Schritte und lehnte sich dann für einen kurzen Moment an den Pfosten der Laterne direkt neben dem Eingang. Tief atmete er dann die feuchte, diesige Luft ein, sog den Geruch von Freiheit in sich auf.
Langsam schaute er sich um, sah erst nach rechts, dann nach links, taxierte die Umgebung. Umständlich angelte er sein Portemonnaie aus der Hosentasche, überprüfte rasch die wenigen Scheine und die paar Münzen, die sich darin befanden.
Damit würde er nicht weit kommen, nicht einmal ein Taxi würde er sich davon leisten können. Missmutig steuerte er auf die Bushaltestelle zu, die er kurz zuvor ein Stück weiter unten an der Straße entdeckt hatte. Der Gedanke daran, dass er mit fremden, schwitzenden Menschen zusammen im Bus eingepfercht sein würde, gefiel ihm überhaupt nicht, er hasste diese Enge.
Doch in weniger als einer halben Stunde hatte er einen Termin, es würde ihm also nichts anderes übrig bleiben, als dieses eine Mal über seinen Schatten zu springen.
Der Bus kam, er löste einen Fahrschein und schob sich dann durch den Gang nach hinten, vorsichtig darauf bedacht, mit niemandem in Berührung zu kommen. Während er einen letzten Blick aus dem Fenster warf, und zufrieden zuschaute, wie das düstere Gebäude der Justizvollzugsanstalt Harrisburg langsam im Nebel verschwand, ließ er seine Finger unauffällig in die Handtasche der dicken Frau neben ihm gleiten. Es dauerte nur Sekunden, bis er ihre Geldbörse ertastet und mit einer geübten Bewegung in seinen Ärmel geschoben hatte.
Wenige Stationen später hatte er bereits sein Ziel erreicht. Die Dicke lächelte ihn freundlich an, als er sich an ihr vorbei quetschte. Ein Gefühl des Ekels überkam ihn und schnell stieg er aus.
Ein paar Ecken weiter betrat er ein Gebäude und saß kurz darauf im Büro seines Bewährungshelfers. Gelangweilt ließ er die gewohnte Prozedur über sich ergehen, hörte sich regungslos das übliche Gewäsch des Mannes hinter dem Schreibtisch an. Dann bekam er die Schlüssel für ein Zimmer im Wohnheim sowie eine Liste mit Aushilfsjobs, bei denen er sich in den nächsten Tagen bewerben sollte. Mit der Auflage, sich pünktlich in einer Woche hier zu melden, stand er wenig später wieder auf der Straße.
Das Wohnheim befand sich in unmittelbarer Nähe, und da er zunächst keine anderen Pläne hatte, schlenderte er gemütlich darauf zu.
Als er das armselige Zimmer sah, schüttelte er sich. Er war nicht zum ersten Mal hier, doch wie jedes Mal zuvor wusste er sofort, dass er hier nicht lange bleiben würde. Bisher hatte er immer eine andere Möglichkeit gefunden, und das würde er auch dieses Mal wieder. Während er über seine nächsten Schritte nachdachte, glitt sein Blick achtlos über die Liste mit den Jobs.
Nach einer Weile war ein Plan in ihm gereift, der ihm ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht malte. Er warf den Zettel in den Papierkorb, ging zielstrebig hinaus auf den Flur und griff nach dem Telefon.

 

Bildrechte:
Mysticsartdesign@pixabay.com
Coverdesign: Marina Schuster

Kostenloser Download